Drei Wochen und einen Tag haben wir Im Februar und März 2016 in Vietnam verbracht und das Land von Süden nach Norden bereist. Ca 2140 km haben wir dabei innerhalb Vietnams zurückgelegt, davon immerhin 400 mit dem Fahrrad, denn wie fast immer sollte unser Urlaub eine ausgewogene Mischung aus Bewegung und Entspannung, Städtetrips und Natur bereithalten. Auch im Nachhinein sind wir mit unserer Zusammenstellung super zufrieden, auch wenn uns gleich mehrere Stationen an körperliche Grenzen gebracht haben 🙂 Dazu aber erst sehr viel später mehr, denn los geht’s ganz harmlos mit unserer Anreise und einem dreitägigen Aufenthalt in Ho Chi Minh City in Südvietnam, dem früheren Saigon, das dort meist immer noch so genannt wird.
Obwohl es gängiger zu sein scheint, die Tour von Nord nach Süd zu machen, war für uns der Flug nach Ho Chi Minh City preislich viel günstiger, weshalb wir uns entschieden haben, im Süden zu beginnen. Außerdem ist es im Winter im Norden recht kalt und wird ab Februar mit jedem Tag wärmer, sodass wir hofften, es wäre schon wunderbar warm, wenn wir im Norden ankamen. Teilweise ging dieser Plan sogar auf. 🙂
Geflogen sind wir ab München mit Qatar Airways und wie immer haben wir vorher angegeben, dass wir veganes Essen haben möchten, was auf der Website der Airline problemlos möglich war. Oft sind die Angaben verwirrend, weil nirgends „vegan“ steht, sondern gefühlte 100 verschiedene Arten von vegetarischen Speisen aufgezählt sind. Bei Qatar gibt es „vegan“ als Auswahlmöglichkeit, was prima ist, aber selbst wenn das mal fehlen sollte, achtet einfach auf den richtigen Code:VGML.
Wir hatten zwei längere Flüge und bekamen beide Male ein warmes Gericht, ein mal außerdem noch einen Wrap. Das Essen war ok, nicht sehr ansehnlich und auch keine Geschmacksexplosion, von der Zusammensetzung her aber gut und für Flugzeugessen echt passabel.
Wir kamen um die Mittagszeit in Saigon an und durften uns kurz später zum ersten Mal im Leben Millionäre nennen, denn wir zogen einige Millionen Vietnamesische Dong aus dem Geldautomaten 🙂
Ein Euro sind knapp 25.000 Dong und eine Umrechentabelle, die wir uns vorher ausgedruckt hatten, hat uns während der ersten Tage oft gut geholfen, wenn es mal schnell gehen musste.
Wie wir es schon aus Bangkok kannten, wurden wir, als wir das Flughafengebäude verließen, sofort von „Taxifahrern“ umringt,die uns mitnehmen wollten, natürlich zu einem völlig überhöhten Preis.
Ein guter Tipp, den ich vorher irgendwo gelesen hatte, ist, ein paar hundert Meter zum Domestic Terminal zu laufen, wo es viele Taxis der seriösen Firma „Vinasun“ gibt, deren Fahrer unaufgefordert den Taximeter anschalten, sobald die Fahrt beginnt und Touristen genausoviel berechnen wie Einheimischen. Aber Vorsicht, man wartet ca. eine Minute in einer Schlange auf sein Taxi und auch in dieser Zeit, versuchen andere Anbieter, einen aus der Schlange zu ziehen und gegen einen Festpreis ins Stadtzentrum zu bringen.
Die Fahrt ins Zentrum dauerte etwa eine halbe Stunde und weil die Klimaanlage für winterliche Temperaturen im Auto sorgte, war es gar nicht schlimm, dass wir für die 32° C Außentemperatur viel zu warm gekleidet waren.
Von unserem Hotel waren wir sofort begeistert, denn als Schnäppchen gebucht war hier schnell kar, dass die vier Sterne europäischem Standard entsprechen. Wir bekamen einen Begrüßungsdrink und ein wunderbar geräumiges Zimmer mit sehr bequemem Bett und einem Badezimmer mit Badewanne inklusive Wirlpool Funktion. Nach einer Dusche gönnten wir uns erstmal eine Massage, die im Spa Bereich angeboten wird. Für umgerechnet rund 25 Euro bekommt man hier 2 Stunden Ganzkörper-und Fußmassage, gemischt aus Thaimassage und Hot Stone Massage. Traumhaft! Männer können in Vietnam übrigens überall damit rechnen, dass Ihnen während der Massage Extras angeboten werden, so auch in diesem Hotel passiert, obwohl es in besseren Hotels wohl nicht die Regel ist. Wir erfuhren erst eine Woche später, als wir während der Fahrradtour unseren Guide fragten, dass die Damen in Massage Salongs häufig ohne feste Bezahlung arbeiten und nur vom Trinkgeld leben, welches sie dann durch das Extraangebot möglichst hoch ausfallen lassen wollen. Trinkgeld für Massagen in Vietnam sollten also auch ohne Extras für jeden Touristen ein Muss sein.
Nach diesem Verwöhnprogramm fehlte dann nur noch ein tolles Abendessen, um unseren ersten Tag in Saigon perfekt zu machen und das sollten wir bekommen!
Ich war wirklich überrascht, WIE VIELE vegetarische und vegane Restaurants es Ho Chi Minh City gibt! Happy Cow zählt 142 Einträge, wobei da vom kleinen Marktstand oder Lädchen bis zum schicken Restaurant alles dabei ist. Am ersten Abend entschieden wir uns für Bong Sung Vegetarian Food und waren mit dieser Wahl wirklich glücklich.Bong Sung wurde 2015 eröffnet und ist für Saigon ein eher schickeres Restaurant, was man von außen nie erwarten würde, denn vor dem Haus und im Innenhof, von dem aus man über eine Treppe nach oben gelangt, kochten und saßen Menschen gemütlich und gesellig auf der Straße und aßen gemeinsam oder auch allein auf kleinen Plastik-Höckerchen sitzend, so wie das hier und überall sonst in Vietnam ganz allgemein üblich ist, was wir natürlich noch nicht wussten. 🙂
Ein junger Servicemitarbeiter, der excellent Englisch sprach, empfing uns sehr freundlich und ließ uns einen Tisch wählen. Er brachte uns Speise-und Getränkekarten,darunter auch eine, auf der Fotos der vielen typisch vietnamesischen Gerichte zu sehen waren. Das rein vegane Angebot war so vielseitig, dass wir uns kaum entscheiden konnten und froh waren, als der nette junge Mann uns nach einer Weile fragte, ob wir eine Empfehlung wünschen. Wir nahmen dieses Angebot gern an und sagten ihm, dass wir gern zwei möglichst unterschiedliche und typische Vorspeisen und zwei Hauptspeisen hätten, woraufhin er uns zur Vorspeise Pho Rollen (weiches Reispapier mit Gemüsefüllung) und Reiscracker mit Pilzen, Nüssen und Kräutern anbot und als Hauptgerichte frittierte Reisnudeln mit Tofu und Austernpilzen, sowie braunen Reis mit verschiedenem Gemüse und Seitan. Wie konnten wir das ausschlagen? 🙂
Ich bestellte dazu grünen Tee und Richie ein Getränk namens Snow Lemon, das von der Textur wirklich wie Schnee war, allerdings mit Limette und nicht mit Zitrone.
Schon wenige Minuten nachdem wir bestellt hatten, kam unser Essen und zwar ALLES auf ein mal!
Beide Vorspeisen und beide Hauptgerichte wurden hübsch auf unserem Tisch platziert und man wünschte uns einen guten Appetit. Ich fand das nach einer Sekunde von „hä, warum kommen denn die Vorspeisen nicht VOR der Hauptspeise“ wirklich prima, denn ich liebe nichts mehr, als viele verschiedene Dinge probieren zu können und da ist so ein eigenen kleines Buffet auf dem Tisch einfach toll 🙂
Alles schmeckte sehr gut, obwohl ich mir die Speisen allesamt etwas würziger und geschmacksintensiver vorgestellt hätte. Sie waren recht mild, was ja aber nicht schlecht sein muss, denn so schmeckt man das Gemüse und nicht nur irgendwelche Soßen, deren Geschmack vielleicht von Glutamat kommt. Wir sollten noch feststellen, dass gerade Gemüsegerichte gängiger Weise im ganzen Land nicht allzu stark gewürzt sind und man zum Nachwürzen verschiedene Soßen und Tunken auf dem Tisch hat, mindestens aber Sojasope und Chilisoße. Der Service im Bong Sung war durchweg ganz fantastisch! Ich wurde z.B. gefragt, ob ich meinen Tee nochmal aufgegossen haben möchte und man brachte uns frische Passionsfrucht als Dessert, mit dem Hinweis, dass es ein Geschenk des Hauses sei.
Bong Sung können wir für einen gemütlichen Abend in einem „richtigen“ Restaurant mit veganer Küche sehr emfehlen!
Der nächste Morgen begann mit einem sehr guten Hotelfrühstück und zum ersten Mal probierten wir auch vietnamesischen Kaffee, der ganz anders ist als unserer, weil vor und während des Röstvorgangs Vanille, Kakao, Zimt oder andere Gewürze beigemischt werden, sodass der Kaffe meist eine würzig-schokoladige Note bekommt und oft leicht süßlich schmeckt.
In unserem ersten Hotel hatten wir nicht vorher bescheid gegeben, dass wir uns vegan ernähren und trotzdem gab das Buffet absolut genug für uns her, denn neben Brot und Konfitüre, jeder Menge frischem Obst und frischem Gemüse gab es auch gedämpftes Gemüse wie Wasserspinat, Karotten und Pak Choi, das hier ohne Fischsoße zubereitet wurde. Das ist keinesfalls überall so, deshalb sollte man,auch wenn Gerichte vegan aussehen, immer nachfragen, ob Fisch-oder Austernsoße enthalten sind oder vielleicht mit Honig gesüßt wurde. Vereinzelt enthalten Säfte (die zwar so genanngt werden, aber eigentlich meißt eher den Namen Zuckerwasser verdienen) kleine Mengen Milch, vor allem bei Mangosaft kam das vor, sodass es sich auch hier lohnt, nachzufragen.
So sah mein veganer Frühstücksteller im Harmony Hotel in Ho Chi Minh City aus:
Gestärkt stürzten wir uns ins bunte Treiben auf den Straßen Saigons und auch wenn wir anfangs dachten, dass wir wahrscheinlich innerhalb der ersten fünf Minuten im Verkehrschaos sterben würden, funktioniert der absolut caotisch und regellos aussehende Straßenverkehr erstaunlich gut! Es gibt Ampeln und Zebrastreifen, wobei vor allem letztere absolut gar nichts zu bedeuten haben, denn für einen Fußgänger anhalten wird hier ganz bestimmt niemand. Wer wartet, bis die Straße frei ist, um sie zu überqueren, der wartet vermutlich bis etwa 23.00 Uhr, wenn selbst in Saigon die Gehwegen hochgeklappt werden. Auch wenn es anfangs Überwindung kostet, man muss einfach losgehen, obwohl gefühlte 1000 Roller (dagegen nur wenige Autos) ununterbrochen kreuz und quer fahren. Allgemein wird viel langsamer gefahren als in Deutschland und die Verkerhsteilnehmer nehmen aufeinander Rücksicht, sodass zwar niemand anhält, aber Fußgänger sehr wohl rechts oder links umfahren werden, damit sie die Straße überqueren können.
Wir besuchten den größten Markt der Stadt, den Benh-Thanh-Markt, der sich über viele Markthallen erstreckt, in denen man von Lebensmitteln wie Obst, Gemüse, Gewürze und Tee über Kleidung und Schuhe, bis zu Werkzeug, Bildern und allerlei Schnickschnack alles kaufen kann was man braucht und nicht braucht. Leider gibt es hier, wie auch sonst auf fast jedem Markt in Vietnam, natürlich auch jede Menge Fleisch und Fisch zu kaufen und nicht selten werden die Tiere lebend zur eigenen Schlachtung angeboten und bis dahin in viel zu kleine Käfige gepfärcht 🙁
Am Nachmittag besuchten wir das Kriegsmuseum, in dem der Vietnamkrieg (er heißt in Vietnam Amerikanischer Krieg) und auch dessen Spätfolgen, zum Beispiel durch den Einsatz von Agent Orange, in vielen eindrucksvollen und teilweise sehr schlimmen Bildern und Schrifttafeln greifbar gemacht wird.
Ein Besuch dieses Touristen Hotspots lohnt sich auf jeden Fall, vor allem wenn man nicht nur für ein Foto auf die ausgestellten amerikanischen Panzer klettern möchte, sondern wirklich interessiert daran ist, aus vietnamesischer Sicht über den Krieg und den Widerstand des Vietcong gegen die Regierung und das sie unterstützende amerikanische Militär in Südvietnam zu erfahren.
Zum Abendessen wollten wir eigentlich ins Huong Sen, aber als wir nach einem längeren Spaziergang dort ankamen, verriet uns ein Schild, dass das Restaurant während des vietnamesischen Neujahrsfests Tet, das einige Wochen vorher gefeiert wurde, vorrübergehend geschlossen hatte, da die Betreiber wohl noch verreist waren.
Zum Glück hatten wir vorsichtshalber noch eine weitere Adresse rausgesucht und wollten jetzt mit dem Taxi dort hin fahren, aber vermutlich wären wir zu Fuß am Ende doch schneller gewesen, denn unser Taxifahrer kannte die Adresse nicht. Er ließ sich davon jedoch keinesfalls beirren und fuhr einige Male um den Block, immer wieder übberrascht über das plötzliche Auftauchen von Einbahnstraßen, die natürlich eine weitere Runde um den Block erforderten. Irgendwann waren wir da 🙂
Kay Vegan Bistro hieß das recht gemütliche, kleine und rein vegane Restaurant mit nur wenigen Tischen, in dem uns ein junger Mann freundlich begrüßte. Er brachte uns die Speisekarte und ließ uns nur ganz kurz allein, bevor er mit Stift und Zettel wiederkam und uns in sehr schwer verständlichem Englisch sagte, dass heute Spaghetti mit Tomatensoße im Angebot seien. Natürlich wollten wir lieber vietnamesisches Essen haben und die Speisekarte gab ja auch so einiges her, aber schnell wurde uns klar, dass diese wohl nicht wirklich gültig war. Er zeigte auf zwei Gerichte und wir verstanden, dass das die Auswahl für den Abend war, also bestellten wir beides. Frische Karotten aus Dalat mit Rettich und Pilzen in Sojabohnenpaste, sowie Aubergine und Tofu mit Chili-Ingersoße und dazu Reis sollten es also sein. 🙂
Ich bestellte dazu roten Reistee, den ich noch nie getrunken hatte und ganz gut und spannend fand, Richie bestellte Soda, weil er es für Limonade hielt, obwohl es natürlich Wasser war 🙂
Als kleinen Apetizer bekamen wir ein paar Cashewnüsse hingestellt und der junge Mann verschwand in die Küche. Es kam wie auch hier öfters vor, dass eine Person ganz alleine in einem Restaurant war und die Rolle des Kochs und der Bedienung gleichzeitig übernahm, deshalb vielleicht auch die eingeschränkte Speiseauswahl.
Unsere Gerichte waren beide ganz passabel, wenn auch keine Geschmacksexplosion und zum Nachtisch bekamen wir noch etwas Tamarinde zum Knabbern. Die unglaublich herzliche Besitzerin des Restaurants, Kim, kam noch während wir am essen waren von einem Einkauf zurück und mit ihr hatten wir ein wirklich nettes Gespräch. Sie war schon oft in Deutschland und liebt Lebkuchen, hat jedoch kein veganes Rezept. Als ich ihr versprach, ihr eines zu schicken, war sie überglücklich und schenkte mir zum Dank schon mal eine Packung Bio Kaffee aus dem Hochland, ihr persönlicher Lieblingskaffee. Zum Abschied umarmte sie uns und wir waren sehr gerührt und positiv angetan davon, wie anders dieser Restaurantbesuch am Ende im Verlgleich zu einem Restaurantbesuch in Deutschland war, wo einfach alles sehr viel anonymer ist.
Am Sonntag, unserem letzten Tag in Ho Chi Minh City, standen wir früh auf und bekamen wieder ein tolles Frühstück im Hotel, diesmal mit gebratenen Austernpilzen, die ich in Vietnam wirklich lieben gelernt habe!
Danach ging es los auf einen halbtägigen Trip zu den Cu Chi Tunneln, den wir als eines unserer persönlichen Highlights absolut empfehlen möchten. Heute ist Cu Chi sowas wie ein Freilicht Musuem, das eindrucksvoll vermittelt, wie das Tunnelsystem während des Vietnamkriegs von den Vietcong als unterirdische Stadt genutzt wurde, um sich gegen die Amerikaner zu behaupten.
Zwei Jahrzehnte lang diente das Tunnelsystem auf einem Areal von etwa 250 Qadratkilometern einem Heer von Widerstandskämpern als Unterschlupf und Männer wie Frauen verbrachten oft Wochen und Monate ohne Unterbrechung in den drei unterirdischen Stockwerken. Enge Tunnel, durch die man sich nur kriechend fortbewegen konnte, verbanden Schlafsäle, Lazarette, Werkzeugdepots und Vorratskammern, Pagoden und Feldküchen, deren verräterischer Rauch erst weit von der Küche entfernt abgeleitet wurde, damit der Rauch abgekühlen konnte und in Bodennähe blieb, anstatt aufzusteigen.
Selten gelang es den Amerikanern, z.B. mit Hilfe von Schäferhunden, die der deutsche Bundesgrenzschutz bereitstellte, die Eingänge zu den Tunneln zu finden. Sie leiteten Wasser oder Giftgas ein und mehr als 10000 Partisanen kamen in den Tunneln um. Die Widerstandskämpfer lernten schnell, die Hunde an der Nase herumzuführen, indem sie die Eingänge mit Chilipfeffer und amerikanischer Rasierseife parfümierten und trotz hoher Verluste nahm die Zahl der Tunnelbewohner nicht ab, sondern stetig zu, denn immer mehr Zwangsumsiedler, deren Ernten von den Amerikanern systematisch vernichtet wurden, schlossen sich ihnen an. Ihr spektakulärster Erfolg war die zeitweise Besetzung der amerikanischen Botschaft in Saigon am vietnamesischen Neujahrsfest im Jahr 1968, die ihnen gelang, nachdem sie durch die Tunnel nach und nach bis in die Stadt vorgedrungen waren.
Cu Chi liegt rund 45 km westlich von Saigon und fast alle Hotels arbeiten mit Tourveranstaltern zusammen, die verschiedene Touren zu den Tunneln anbieten. Man kann zwischen Halb-und Ganztagestouren wählen und mit dem Speedboat auf dem Saigon River oder mit dem Bus fahren.
Unser Hotel kooperiert mit dem Anbieter Capitol Travel und wir entschieden uns für eine Halbtagestour mit Anreise im Boot (ca. eine Stunde) und Rückfahrt im Bus (ca. 2 Stunden), da der Bus um einiges günstiger ist als das Boot und wir so beide Erfahrungen mitnehmen konnten, denn in einem stickigen warmen vietnamesischen Klapperbus muss man schon auch mal gefahren sein, sonst war man ja gar nicht wirklich da. 🙂
Die Führung über das Gelände war super interessant und uns wurde viel gezeigt und erklärt. Damit Touristen wenigstens ansatzweise eine Vorstellung davon bekommen, wie es war, durch die Tunnel zu kriechen, wurde ein kurzes Stück eines ursprünglichen Tunnels etwas verbreitert und „The European Tunnel“ getauft, weil die neue Größes es auch Europäern erlaubt, hindurchzukriechen. Auf den 100 Metern Länge gibt es alle 10 Meter einen Ausgang und im Gegensatz zum Original, ist der European Tunnel beleuchtet.
Wir hatten die Tour am Vortag gebucht und bescheid gegeben, dass wir uns vegan ernähren, denn ein Mittagessen vor der Rückfahrt ist bei allen Angeboten inklusive. Wir waren schon etwas gespannt, was uns serviert werden würde, als unser Guide Ken uns morgens beim Abholen aus dem Hotel nochmal fragte, ob wir denn „wirklich nichts“ essen könnten und stellten uns schon mal auf Reis mit Sojasoße ein. Was uns dann an unserem zauberhaften Tisch direkt am Fluss serviert wurde, machte uns sprachlos und auch wenn wir schon zwei vegane Restaurants in Saigon besucht hatten, mussten wir zugeben, dass dieses Essen bisher absolut das beste war. Neben Frühlingsrollen und Suppe servierte man uns vier (!) unglaublich leckere Hauptspeisen und Reis, leider in einer so gut gemeinten Menge, dass wir sie zu zweit niemals aufessen konnten.
Auf der zweistündigen Rückfahrt im vollen Klapperbus wurde noch ein Film über Cu Chi gezeigt und jeder Besucher wurde zu seinem Hotel in Saigon zurückgebracht. Toller Service!
Am Nachmittag besuchten wir dann noch das Skydeck des Bitexco Financial Tower, der mit 262 Metern und 68 Stockwerken das höchste Gebäude Saigons ist und das einzige mit einem Hubschrauberlandeplatz, auf den man besonders stolz zu sein scheint. 🙂
Das moderne Bauwerk ist optisch einer geschlossenen Lotusblüte nachempfunden und steht damit gleichzeitig für Tradition und Fortschritt. Das Skydeck befindet sich im 49. Stockwerk und bietet einen beeindruckenden 360° Panoramablick über die Stadt. Mit umgerechnet 10 Euro pro Person ist der Besuch für vietnamesiche Verhältnisse recht teuer, vor allem wenn man, wie wir, eigentlich nur ein paaar Minuten oben bleibt, weil man’s dann eben einfach gesehen hat.
Auch wenn wir mittags nie gedacht hätten, dass wir am gleichen Tag nochmal was essen könnten, hatten wir nach einem ausgiebigen Spaziergang zum Financial Tower und durch die Stadt doch wieder Hunger und entschieden uns für unseren letzten Abend in Saigon für das Thin Duyen Ben Thanh.
Die recht umfangreiche Speisekarte gibt es auch auf Englisch, was deshalb wirklich toll war, weil die freundlichen Angestellten wirklich kein Wort englisch sprechen. Als ich eine „Coconut“ bestellte, mein absolutes Lieblingsgetränk in Vietnam, also eine frische Kokosnuss, die bis zum Rand mit Kokoswasser gefüllt ist, bekam ich stattdessen eine Coca Cola serviert, weil das wohl ein bisschen ähnlich klingt. 🙂 Richie übte sich in sowas wie Stummtheater und schlug mit seinem imaginären Schwert eine imaginäre Kokosnuss auf, um einen imaginären Strohhalm hineinzustecken und daraus zu trinken, alles in der Hoffnung, die Dame würde verstehen, was ich trinken möchte. Natürlich klappte das nicht, aber es gab ja noch die Möglichkeit, einfach mit dem Finger auf das Wort in der Getränkekarte zu deuten und das hat dann auch prima funktionert 🙂
Weil wir sahen, dass die Portionen am Nachbartisch recht überschaubar waren, bestellten wir neben zwei Hauptgerichten auch zwei Vorspeisen und wurden am Ende gerade so satt.
Am besten hat uns der gekochte „Fisch“ in einer dicken braunen Soße geschmeckt, unser gedämpftes Gemüse war halt gedämpftes Gemüse, ein vietnamesischer Pfannkuchen mit Zwiebelfüllung und frischen Kräutern serviert schmeckte mir sehr gut, während Richie ihn so gar nicht mochte und unsere Sommerrollen hatten irgendein Kraut mit drin, das für uns beide total muffig schmeckt, von dem wir jedoch bis zum Ende des Urlaubs nicht rausgefunden haben, was es ist, weil es nur ganz selten irgendwo drin war und nie in seiner Form genau erkennbar und von andern Kräutern unterscheidbar.
Das waren unsere drei Tage in Ho Chi Minh City, der größten Stadt Vietnams und mit 7,1 Millionen Menschen auch das wirtschaftliche Zentrum des Landes. Neben Verkehrschaos hat die Stadt auch vergleichsweise viel Grün zu bieten und war für uns ein tolles erstes Ziel auf unserer abwechslungsreichen Reise. Toll fanden wir, dass die Parks, die häufig öffentliche Outdoor-Fitnessstudios beinhalten, ausgiebig genutzt werden, ob zum Sporteln an den Geräten oder zum Joggen, für Yoga und Gymnastik, zum Spazieren gehen oder für ein Picknick, das hier freilich etwas anders aussieht als in Deutschland.
Wir haben uns (bis auf die ersten 2-3 Male Straße überqueren) überall sicher gefühlt und alle waren freundlich und hilfsbereit.
Gerne hätten wir auch das nahgelegene Mekongdelta besucht, wollten aber auf einige andere Stationen noch viel weniger verzichten und entschieden uns deshalb dagegen. Wir hatten oft gehört und gelesen, dass das Mekongdelta nur dann einen Besuch wert sei, wenn man genug Zeit mitbringt um es wirlich kennenzulernen und nicht nur an einem Tag durchgeschippert wird, ohne überhaupt weit genug zu kommen, um den wirklich schönen Teil zu sehen.
Unsere Reise ging weiter Richtung Norden, wo wir einen Tag in Dalat, dem Gemüsegarten und Lieblingsurlaubsziel der Vietnamesen, verbrachten, bevor wir zu unserer sechstägigen Mountainbike Tour durchs zentrale Hochland aufbrachen. Darüber und über alle weiteren Stationen in Vietnam folg in Kürze (dehnbarer Begriff!) ein eigener Bericht.
Über euer Feedback, Fragen und Kommentare freuen wir uns sehr 🙂
Wow, jetzt hab ich Hunger und Lust, auch mal dort hin zu gehen 🙂 Und richtig süße Story mit den Lebkuchen! Die Frau hat jetzt das beste vegane Lebkuchenrezept der Welt 😉
Ich will auch! Das klingt alles total schön und macht voll Lust, es auch mal auszuprobieren.
Danke für den ausführlichen Reisebericht! Ich bin gespannt auf den Rest. Meiner für Kuba wird speisentechnisch nicht ganz so abwechslungsreich 😉 Habt ihr wegen Fischsoße jedes Mal nachgefragt und hattet ihr den Eindruck, dass man euch versteht/ernst nimmt – vor Allem an den nicht rein veganen Orten? Man merkt ja meist recht schnell, ob wirklich ankommt, was man gerade fragt.
Was für ein toller Bericht! Ich freue mich schon auf die nächsten Teile 🙂
Categories
Comments