Herzlich willkommen im etwas persönlicheren Teil meines Blogs, in dem ich meine kulinarischen und sonstigen Erlebnisse und Highlights von wundervollen veganen Reisen mit euch teilen möchte. Ich liebe es zu verreisen und werde immer wieder gefragt, ob und wie sich das denn mit meiner veganen Ernährung vereinbaren lässt, ob ich im Urlaub auf Genuss verzichte, mich selbst versorge statt im Hotel zu frühstücken oder ob ich auf Reisen mal eine „Ausnahme mache“ und vegetarisch statt vegan esse, wenn es „gar nicht anders geht.“
In den knapp 5 Jahren, die ich mich jetzt vegan ernähre, habe ich ganz unterschiedliche Reisen gemacht und bisher musste ich wirklich NIE auf Genuss verzichten! Teilweise lag das sicher daran, dass ich im Vorfeld etwas recherchiert habe, weil mir auch und gerade auf Reisen gutes Essen einfach mega wichtig ist. Schon drei mal war ich deshalb in kleinen Pensionen zu Gast, die von vegetarisch oder vegan lebenden Menschen geführt werden und vegane Verpflegung als Kernstück ihres Angebots beinhalten. Gefunden habe ich diese auf VeggieHotels, einer Seite, die ich sehr empfeheln kann!
Geholfen haben mir auch Blogeinträge von Reisenden, die ebenfalls vegan die Welt erkunden, und natürlich der internationale Veggie-Restaurant-und Einkaufsführer HappyCow.
Andererseits ist es aber auch längst nicht mehr so kompliziert, unterwegs gut vegan zu essen, wie machner sich das anscheinend vorstellt und so muss man nicht unbedingt viel Vorarbeit leisten und in speziellen Unterkünften übernachten, um einen tollen Urlaub zu verbringen.
Weil ich es trotzdem sehr liebe, bevor ich ein Land oder eine Stadt bereise, die persönlichen Erfahrungen anderer zu lesen und dabei in Vorfreude zu verfallen und weil ich es einfach schön finde, meine eigenen Urlaubshighlights für mich selbst Revue passieren zu lassen und mit anderen zu teilen, habe ich beschlossen, neben Rezepten jetzt auch vegane Reiseerfahrungen zu bloggen. Los geht’s mit einem fünftägigen Trip nach Prag, den Richie und ich Anfang Februar unternommen haben 🙂
5 Tage Prag im Februar 2016 – 11 Restaurants und gefühlte 5 Millionen Kalorien 🙂
Prag ist die Stadt in Europa mit der größten Dichte an rein veganen Restaurants und nicht nur das, sie ist auch einfach unglaublich schön und deshalb auf jeden Fall eine Reise wert! Richie und ich waren vorher beide schon mal dort, allerdings in vorveganen Zeiten, deshalb gab es gerade im kulinarischen Bereich viel Neues zu entdecken 🙂 Wir freuten uns auf böhmische Knödel und deftige Küche, sollten aber feststellen, dass die kulinarischen Stärken der tschechischen Hauptstadt in einem ganz anderen Bereich liegen. Dazu später mehr 🙂
Los ging’s an einem Dienstagmorgen mit dem Flixbus/MeinFernbus, den ich für Städtereisen innerhalb Europas sehr empfehlen kann! Von Erlangen aus dauerte die Fahrt nach Prag knapp viereinhalb Stunden und die Sonne begleitete uns, sodass wir um die Mittagszeit bei strahlendem Sonnenschein am relativ zentralgelegenen Busbahnhof ÚAN Florenc ankamen.
Unsere Unterkunft hatten wir über Airbnb gebucht, einer Plattform auf der Privatpersonen ein Zimmer, eine Wohnung oder auch ein ganzes Haus zur kurzzeitigen Miete anbieten können und Reisende die Möglichkeit haben, mit Landsleuten in Kontakt zu treten, die oft nicht nur Ihre Wohnung sondern auch manch wertvolle Tipps und Informationen zur Verfügung stellen, die man in einem Reiseführer eher nicht finden würde. Von der sehr günstigen Couch im Studentenzimmer bis zur privaten Luxusunterkunft findet man alles und gerade für Prag kann ich Airbnb sehr empfehlen. Wir entschieden uns für eine sehr schöne Altbauwohnung nahe des Wenzelsplatzes, die nur einen Bruchteil dessen kostete, was wir für ein Hotelzimmer mit ähnlichem Comfort hätten ausgeben müssen.
Unsere Gastgeberin Sarah hatte uns im Vorfeld darauf hingewiesen, dass wir auf keinen Fall eines der am Busbahnhof bereitstehenden Taxis nehmen sollten, da diese Touristen einen sehr hohen Fahrpreis berechnen würden. Stattdessen sollten wir anrufen, wenn wir da sind, damit sie uns ein Taxi rufen kann. Gesagt, getan, und reibungslos geklappt!
Für den ersten Tag hatten wir uns außer einem Restaurantbesuch am Abend nichts vorgenommen, sondern wollten einfach in Ruhe ankommen, durch die Stadt schlendern und uns treiben lassen. Wir sind sportlich und gehen gern zu Fuß und so haben wir in Prag, obwohl es von unserer Unterkunft am Wenzelsplatz ca. 45 Minuten Fußweg in die Altstadt und 90 Minuten bis zum Lesser Quarter auf der anderen Seite der Moldau waren, keine U-bahn und keinen Bus von innen gesehen. Gut so, schließlich wollten wir die kulinarische Seite Prags entdecken und mussten uns ständig Hunger anlaufen, um möglichst viel probieren zu können 🙂
Unseren ersten Mittags-Snack gab es bei The Raw Deli, einem von wirklich vielen auf vegane Rohkost spezialisierten Cafés, die in Prag gerade nur so aus dem Boden schießen. Die kleine Filiale in der Altstadt, die wir besuchten, wurde 2015 eröffnet und wir erfuhren später, dass es noch eine weitere in einem Einkaufszentrum gibt.
Verglichen mit anderen Cafés, die wir später noch besuchten, war The Raw Deli mit zwei kleinen Bistrotischen und gläsernen Kühlschränken, in denen die Speisen stehen, sehr klein und hatte eher Imbis Character. Der sehr nette junge Mitarbeiter klärte uns darüber auf, dass am Samstag immer eher wenig los sei und es deswegen gerade auch nicht so viel Auswahl gäbe, sondern nur ein paar Snacks und keine wirklichen Hauptspeisen wie unter der Woche, wo mehr los sei. In der Vitrine standen frische Säfte, Mandelmilch, Wraps, Salate, Caprese, Tiramisu und zwei Kuchen und wir entschieden uns für einen Shitake-Avocado Wrap und ein Stück Chocolate-Cheesecake und teilten beides.
Wie in allen Rohkost-Cafés in Prag werden auch hier zwar ausschließlich rohe Speisen serviert, bei Getränken aber kann man neben frischen (und rohen) Säften auch Kaffee oder Tee bekommen, leider nur im Pappbecher, wenn auch aus recycletem Material. Während uns der Wrap nicht wirklich überzeugte (wir mögen einfach dieses getrocknete Frucht-oder Gemüseleder, das in der Rohkostküche oft das Brot ersetzt nicht so gerne), war der Kuchen unser erstes Highlight und wir ahnten noch nicht, dass roher Kuchen und Torte in den nächsten Tagen unser Hauptnahrungsmittel sein sollte 🙂
An der Theke gab es noch einige hübsch verpackte Kleinigkeiten zu kaufen, die man auch vorher probieren konnte, wie verschiedene Sorten Gemüsechips, Schokolade und Pralinen.
Alles in allem ist The Raw Deli ein nettes Café, verglichen zu den zahlreichen Alternativen aber eher ungemütlich und wohl auf „To Go-Betrieb“ ausgelegt.
Gestärkt bummelten wir anschließend durch die Altstadt und überquerten zum ersten von zahlreichen Malen, die folgen sollten, die Karlsbrücke, über die man zum Lesser Quarter und zur Prager Burg gelant. Von hier genossen wir traumhafte Ausblicke und wunderten uns ein wenig über einen Hubschrauber, der stundenlang über der Stadt stillstand und über eine sehr hohe Polizeipräsenz. Der Grund dafür war, wie wir später erfuhren, das gleichzeitige Stattfinden mehrerer Demonstrationen von rechten und linken Gruppierungen, von denen wir nur einen sehr kleinen und friedlichen (linken) Teil mitbekamen.
Auf das erste Abendessen freuten wir uns ganz besonders, denn wir hatten einen Tisch in einem Restaurant reserviert, das laut Happy Cow und persönlicher Empfehlung von Freunden typisch böhmische Küche in veganer Variante serviert. Das LoVeg befindet sich in einem alten Haus auf halber Höhe zur Burg und ist schon von außen an einem grünen Banner mit entsprechender Aufschrift gut als rein veganes Restaurant zu erkennen. Eine enge Treppe schlängelt sich mehrere Stockwerke hinauf und mangels eines Aufzugs ist das Restaurant nicht für Menschen geeignet, die keine Treppen steigen können. Das Ambiete ist urig und stilvoll und mit 6 Tischen eher klein und gemütlich. Die mehrsprachige Speisekarte ist vielseitig, jedoch ignorierten wir asiatisch angehauchte Geriche, Burger, Pasta und Rohkost, bestellten veganes Bier und Rotwein und entschieden uns ohne langes Nachdenken beide für das einzige Gericht, das mit böhmischen Knödeln serviert wurde. Auf der Karte stand es als „Veganes Fleisch mit Gemüsesoße und Knödeln“ und wegen der zahlreichen guten Bewertungen waren meine Erwartungen wirklich hoch. Was soll ich sagen….wenn man mir das Gericht als Karottensuppe mit Weißbrot serviert hätte, dann hätte ich es für eine gute Karottensuppe befunden. Böhmische Knödel waren das für mich leider nicht, denn auch wenn diese hauptsächlich aus Mehl und Hefe bestehen und durchaus Ähnlichkeit mit Weißbrot haben, hätte ich hier vom Geschmack her schwören können, dass in der Küche einfach Toastbrotscheiben in die richtige Form geschnitten und auf Teller gelgt wurden, zusammen mit einer zwar dicklichen aber ungebundenen karottigen Soße und drei Scheiben Tempeh, die auch ziemlich geschmacksneutral waren. Vielleicht hätte ich schon stutzen sollen, als ich in der Speisekarte las, dass das Konzept des Restaurants das Zubereiten von gesunden und leichten Gerichten ist. So sehr ich normalerweise die gesunde und leichte Küche liebe – typisch böhmische Küche ist nunmal nicht gesund und leicht und so hatte ich auch bei der veganen Alternative auf einen deftigen und üppigen Teller mit böhmischen Knödeln wie früher gehofft.
Keinesfalls möchte ich das LoVeg im Ganzen kritisieren, denn wir haben nur dieses eine Hauptgericht probiert und was an den Nachbartischen serviert wurde, sah zwar wenig böhmisch, dafür aber sehr lecker aus. Hefeklöse mit Pflaumenfüllung zum Dessert entschädigten uns außerdem ein wenig, denn diese waren viel besser, als unsere mittlerweile gedämpften Erwartungen vermuten ließen. 🙂
Ein Nachtspaziergang zurück zu unserer Wohnung rundete den ersten Tag in Prag wunderbar ab und sorgte für guten Schlaf.
Den Sonntagmorgen begannen wir mit einem gigantisch guten Frühstück in einem wirklich schönen Café names Sweet Secret of Raw, nicht weit von unserer Unterkunft und dem Wenzelsplatz.
Das Café ist hell und mit Holzmöbeln gemütlich eingerichtet. Die Speisekarte gibt es bisher nur in tschechischer Sprache, wobei eine englische Karte gerade in Arbeit ist. Für uns kam extra eine wirklich nette Dame aus der Küche, die uns alle Gerichte einzeln erklärte. Von Superfood-Smoothies über verschiedene Müsli-und Porridgekreationen bis zu roh-veganen Bananenpancakes war die Auswahl auf der Karte wirklich groß, aber das allerbeste lachte mich direkt aus der Vitrine an der Theke an. Wer mich kennt, weiß, dass ich mich ganz schwer zwischen verschiedenen Speisen entscheiden kann und am liebsten von allem ein kleines Bisschen probieren möchte. Genau das war bei dem reichhaltigen und verführersich aussehenden Kuchen-und Tortenagebot das es hier gab, möglich! Anstatt sich für ein Stück Kuchen zu entscheiden, kann man hier auch 5 verschiedene auswählen, von denen man dann jeweils ein schmales Stück bekommt. Wir entschieden uns für Schoko-Erdnuss, Schoko, Mango, Birne und Blaubeer und obwohl wir am Vortag schon festgestellt hatten, dass roher Kuchen sehr sättigend ist, bestellten wir noch ein Porrige aus Cashew-Joghurt, Buchweizen, Datteln, Agavendicksaft und gesalzenem Karamell dazu, was von der Küche allerdings vergessen wurde, worüber wir dann doch ganz froh waren, weil der Kuchen es ganz schön in sich hatte. 🙂 Auch hier wurde trotz des Rohkost-Konzepts wieder Kaffee und Tee serviert, was mir wirklich gut gefällt, denn nur so war es für mich ein absolut zufriedenmachendes Frühstück. Sweet Secret of Raw gehört zu meinen absoluten Highlights in Prag und wenn ihr dort seid, verpasst das blos nicht!
Mehr als gestärkt machten wir uns nach dem gemütlichen Frühstück wieder auf den Weg in die Altstadt, wo wir das jüdische Viertel mit seinen vielen Synagogen, Museen und den jüdischen Friedhof besuchten. Der Besuch ist kostenpflichtig und je nachdem was man sehen möchte, gibt es verschiedene Kombi-Tickets mit oder ohne Audio-Guide.
Besonders berührend fanden wir eine Ausstellung von Kinderzeichnungen, die von Kindern im Konzentrationslager Terezin (Theresienstadt) stammen, das während des Nationalsozialismus als Propaganda-Arbeitslager diente und zeigen sollte, wie gut die Lebensbedingungen in den Lagern doch sind. Zwar waren die Bedingungen hier tatsächlich etwas besser als in anderen KZs und es gab Unterricht und Unternehmungen für Kinder, jedoch war das Lager für die meisten nur eine Zwischenstation vor Auschwitz. Die vielen Kinderbilder, die Wegweiser mit der Aufschrift Praha (Prag) und Familien auf dem Heimweg dorthin zeigen, wurden für die Kinder, die sie malten, keine Wirklichkeit.
Auch der jüdische Friedhof, auf dem hunderte Grabsteine kreuz und Quer durcheinander stehen, weil der Platz einfach nicht ausreichte und die Gräber übereinander statt nebeneinander angelegt werden mussten, ist beeindruckend und bedrückend zugleich. Auf Bilder verzichte hier, empfehle aber einen Besuch des jüdischen Viertels zumindest allen, die mehr als nur 2 Tage in Prag zur Verfügung haben und somit auch den dunkleren Teilen der Stadtgeschichte Raum widmen können.
Am Sonntagabend stand ein ganz großes Highlight unserer Pragreise auf dem Plan, nämlich eine Veggie-Stadtführung von ILikeVeggie, bei der neben Sehenswürdigkeiten auch insgesamt 7 Gänge in 4 verschiedenen Restaurants auf dem Programm standen. Wir waren sofort begeistert vom Konzept und sehr gespannt auf die Umsetzung. Die Tour gibt es als Lunch-und Dinnertour und weil wir eher Abendesser als Mittagesser sind und außerdem fanden, dass das eine sehr schöne Abendgestaltung sein würde, entschieden wir uns für die Dinnertour. Uns gefiel, dass die Tour komplett zu Fuß und mit maximal 6 Personen stattfinden würde und am Ende waren wir dann sogar ganz alleine mit Lucy, einer der Gründerinnen vom Anbieter IloveVeggie, unterwegs. In etwas mehr als vier Stunden führte uns Lucy durch die Prager Altstadt und erzählte von der älteren und neueren Stadtgeschichte. Was die Tour für uns besonders machte (neben dem Essen natürlich!), waren die kleinen netten Infos und Geschichten, die man nicht aus einem Reiseführer oder bei einer Bustour bekommt. Die erste bekamen wir gleich zu Beginn, als wir von Lucys Büro die Straße hinunter Richtung Kalrsbrücke liefen und an der amerikanischen Botschaft vorbeikamen. Hier steht seit den Anschlägen auf das WTC im Jahr 2001 sieben Tage die Woche und 24 Stunden am Tag ein Polizeifahrzeug mit zwei Polizisten, die jedes Auto, das die Straße hinaufkommt kontrollieren und mit einem Spiegel den Fahrzeugboden überprüfen. Den tschechischen Steuerzahler ärgert daran, dass die amerikanische Botschaft von zwei Seiten aus zugänglich ist, jedoch nur auf einer Seite der Straße kontrolliert wird, weshalb die Maßnahme absolut überflüssig ist. Außerdem erfuhren wird im Laufe der Tour, dass die Beleuchtung der Prager Burg von den Rolling Stones bezahlt wurde und dass unser Porridge im Sweet secret of raw wohl deshalb vergessen wurde, weil das Küchenteam am Abend zuvor mit Lucy was zu feiern hatte 🙂
Das erste Restaurant, das wir an dem Abend besuchten heißt Green Spirit und serviert vegetarische und vegane Küche. Weil es bis zum nächsten Stopp etwas dauern würde und wir nicht hungrig bleiben sollten, bekamen wir hier die ersten drei Gänge serviert.
Den Start machte eine Karotten-Ingwersuppe, gefolgt von knusprig-warmem Vollkornbrot mit Avocado und Tomate und schließlich Hummus mit noch mehr Brot. Hätte ich alles aufgegessen, wäre ich danach pappsatt gewesen, denn die Portionen waren reichlich, dafür dass sie Bestandteil eines 7-Gänge-Menüs sein sollten.Geschmacklich ist die Suppe als wirklich super hervorzuheben, die anderen beiden Gänge waren ordentlich aber nichts Besonderes. Alle drei Gerichte werden in dem Restaurant als Vorspeise angeboten. Das Ambieten war gemütlich und die Mitarbeiterin, die uns bediente sehr freundlich.
Während des Essens entschuldigte sich Lucy meistens für einige Minuten, sodass wir ein wenig Zweisamkeit hatten, bevor sie sich wieder zu uns gesellte. Einige Gänge aß sie mit uns gemeinsam und wir empfanden diese Mischung als sehr angenehm.
Nach etwa 90 Minuten Fußmarsch durch die Kälte mit einigen Foto-und Infostopps kehrten wir zum zweiten mal ein, diesmal im Little Break, einem wirklich hübsch und individuell eingerichteten sehr kleinen Bistro. Es ist weder vegetarisch noch vegan und eigentlich auch nicht Bestandteil der Veggietour, aber weil eines der ursprünglich geplanten Cafés wegen eines Wasserschadens geschlossen war und Lucy das Paar, das das Little Break betreibt gut kennt, sind wir dothin gegangen.
Zum Aufwärmen bekamen wir erstmal einen Becherovka und anschließend eine mit Couscous gefüllte Tomate, die ok war, aber wiederum nichts besonderes.
Auf den nächsten Stopp freuten wir uns ganz besonders, denn da sollte es typisch böhmisches Essen in veganer Version geben. Von unserem Möhrensuppen-Toastbrot-Erlebnis am Abend zuvor habe ich Lucy erzählt und sie versicherte mir, dass wir diesmal nicht enttäuscht sein würden. Sie sollte Recht behalten, denn das Svicková, das wir im Restaurant Plevel serviert bekamen, war wirklich lecker! Das Restaurant liegt etwas versteckt in einer Passage und ist urig mit Holzmöbeln eingerichtet. Dünne Scheiben Sojafleisch, leckere, wenn auch nicht wirklich klassische böhmische Knödel, eine gute sämige Soße mit einem Kleks Kokossahne und etwas Preiselbeeren waren der vierte Gang und das bisher beste Gericht der Tour. Dazu bekam Richie ein Bier und ich ein Glas Rotwein und wir waren glücklich, dass Veganismus und böhmische Küche doch kein Widerspruch sein müssen.
Plevel hat zwei Filialen in Prag und für böhmische Küche kann ich einen Besuch dort empfehlen.
Aufgewärmt und gestärkt ging es ein letzes Mal mit Lucy nach draußen und eigentlich direkt zum letzten Restaurant auf dem Programm, wo wir noch einen ganz fantastischen Nachtisch bekamen.
Das vegetarische Restaurant Estrella ist in der Nähe des Nationaltheaters und liegt ebenfalls etwas versteckt. Es ist schick mit einer mediterran-mexikanisch dominierten Speisekarte und sehr gutem Service. Vegane Gerichte sind auf der Karte gekennzeichnet. Wir bekamen zuerst einen hübsch auf einem Löffel angerichteten Kleks Linsenbutter und danach Panna Cotta mit Löffelbiscuit und Pflaumen und alles schmeckte wirklich fantastisch. Mit Rotwein und Espresso ließen wir hier den Abend ausklingen und verabschiedeten uns von Lucy, die uns für die nächsten Tage noch einige nützliche Tipps gab.
Für 75 Euro pro Person inklusive aller Getränke war die Tour für uns wirklich lohnenswert. Eine private Stadtführung bekommt man nicht alle Tage und schon gar nicht in Kombination mit einem veganen 7-Gänge Menü. Selbst wenn uns nicht jeder Gang vom Hocker gehauen hat, finden wir die Idee und das Konzept einfach wunderbar und können die Tour absolut empfehlen!
Am Montagmorgen gingen wir zum Frühstück ins Moment, ein sympatisches, linkes und rein veganes Café und freuten uns auf Rührtofu und Pancakes, die in einigen Internetbewertungen positiv erwähnt wurden. Die große Frühstückskarte gilt nur am Wochenende, aber auch unter der Woche gibt es einige Frühstücksoptionen. Wir wählten einen Bagel mit Rührtofu, Gemüse und Veggie-Bacon und Pancakes mit Obst und Sahne und wollten wieder beides teilen. Ich bestellte mir einen Kaffee und Richie eine heiße Schoolade. Leider war die heiße Schokolade das einzige, das wir hier wirklich gut fanden. Der Bagel war eher schwach und der Bacon, der aus Kokoschips bestand passte so gar nicht zum Tofu. Das angekündigte Gemüse war ein Berg eher trockene Karotten- und Rote Beeteraspel. Richtig fies fanden wir aber die Pancakes. Geschmacklos, mit haufenweise ungesüßter Sahne und ein paar Scheiben Äpfeln und Bananen waren das die schlechtesten Pancakes meines Lebens.:( Die Geschmäcker sind verschieden und meine Ansprüche sind wenn ich essen gehe schon eher hoch, aber die guten Bewertungen für das Frühstück hier kann ich mir trotzdem nicht erklären, es sei denn wir haben einfach einen schlechten Tag erwischt und das Küchenteam hatte wieder ordentlich gefeiert.:)
Nach dem Frühstück ließen wir uns einfach etwas treiben und genossen die Schönheit Prags und unsere gemeinsame Zeit.
Mittags hatten wir eigentlich noch keinen großen Hunger, aber für den Nachmittag hatten wir eine dreistündige Castletour gebucht und wollten deshalb noch was Kleines essen, weil wir sonst vor dem Abendessen vielleicht doch verhungern würden 🙂
My Raw Cafe hieß das dritte roh-vegane Cafe, das wir in Prag besuchten. Es liegt in einer Einkaufspassage nahe des Altstadtplatzes und ist sehr schön und gemütlich eingerichtet. Wir waren hin und weg vom Anblick der Kuchen-Vitrine und auch hier konnte man wieder einen Teller mit mehreren Probierstückchen bestellen. Den Probierteller gab es hier aber auch in herzhafter Form und so nutzten wir die Gelegenheit, ein paar für uns neue Dinge auszuprobieren. Wir teilten uns eine Portion und trotzdem war es wieder so reichlich, dass wir beide danach pappsattt waren. Das Probiermenü, das wir uns selbst zusammenstellen konnten, bestand aus würzigen Thai Sticks mit Dip, einem Stück Buchweizenpizza mit roh-veganem Mozzarella und Tomaten, einem Stück Quiche und einem Stück Bananen-Schokokuchen. Die getrockneten Sachen, also die Sticks und die Pizza,fanden wir nicht ganz so gut, aber die Quiche und der Kuchen waren der Hammer!
Die Tour durch die Prager Burg haben wir bei Sandeman gebucht. Wir haben schon in verschiedenen Städten an deren kostenlosen Walking Tours teilgenommen, die immer wirklich toll waren. In Prag hab ich vor ein paar Jahren die erste solche Tour erlebt und seitdem immer wenn sie irgendwo angeboten wurde, eine mitgemacht, weil ich die wirklich toll finde. Freiberufler bezahlen Sandeman dafür, in deren Namen Stadtführungen anbieten zu dürfen und Sandeman bewirbt die Touren, die für die Teilnehmer kostenlos sind.Weil es die Guides aber sowas von drauf haben und sich große Mühe geben, bekommen sie am Ende soviel „Trinkgeld“, dass es ein schöner Lohn ist und alle sind zufrieden. Neben den kostenlosen Führungen bietet Sandeman in manchen Städten auch einige speziellere Touren an, die dann ein bisschen was kosten, aber immer noch günstig sind, in Prag zum Beispiel die Castle Tour, die wirklich empfehlenswert ist.
Für unseren letzten Abend hatten wir uns ein schönes Restaurant ausgesucht, das ich für ein gutes und edles Essen in schönem Ambiente absolut emfehlen kann. Das EtnosVet liegt etwas außerhalb des Zentrums, war für uns aber trotzdem nur einen kleinen Fußmarsch entfernt und der Besuch dort wurde eines der Highlights des Prag Trips. Wir hatten bequem online reserviert und wurden am Eingang nett empfangen. Das stilvoll eingerichtete Restaurant war noch fast leer und wir durften einen Tisch wählen, innerhalb weniger Minuten war das Restaurant dann voll. Als Gruß aus der Küche bekamen wir frisch gebackene Brötchen mit Olivenöl und Balsamico.
Von der asiatisch angehauchten vegetarisch-veganen Speisekarte mit vegan gekennzeichneten Speisen bestellten wir vegane Peking Ente mit chinesischen Pfannkuchen und Tempeh mit Sesam, Karamell und Reisnudeln, dazu tschechischen Weißwein. Alles kam schnell, sah wunderbar aus und schmeckte ganz fantastisch. Ein kleiner Minuspunkt ist, dass es auf der Karte kein veganes Dessert gibt, aber ich fragte nach, ob die Küche was kreieren kann und schließlich wurde uns Kokosreis in einem Bananenblatt mit Papaya und einer klaren Soße aus Ingwer und irgendetwas Süßem serviert. Köstlich!
Das EtnosVet ist insgesamt etwas teurer als andere Restaurants in Prag, aber in Deutschland würde man für ein Dinner in einem vergleichbaren Restaurant trotzdem etwa das Doppelte bezahlen. Mit umgerechnet 42 Euro für zwei Hauptspeisen, ein Dessert, 5 Gläser Wein, 1 Bier und eine Flasche Wasser fanden wir das Preis-Leistungsverhältnis wirklich gut.
Am Dienstagmorgen wollten wir nach der Frühstücksflaute vom Vortag kein Risiko eingehen und beschlossen etwas zu essen, dass wir seit unserer Ankunft in Prag wirklich lieben gelernt hatten, nämlich rohen Kuchen 🙂
Wir statteten dem schönen My Raw Cafe einen weiteren Besuch ab und probierten nun auch hier die gemischte Kuchenplatte, die aus vier Stücken besteht. Wir wählten Ananas Mango, Tiramisu, Banane-Kaffee und einen Paranuss Brownie. Außer dem Ananas Mango Kuchen, der offen gestanden so schmeckte, als ob er nicht mehr gut ist und von dem auch nur noch ein kleiner Rest in der Vitrine stand, war alles prima. Richie bestellte sich noch einen geeißten Kaffee Latte und ich einen frischen Ingwertee, was beides gut schmeckte.
Bis zu unserer Rückfahrt am Nachmittag hatten wir noch ein paar Stunden Zeit und so beschlossen wir, uns doch noch einer kostenlosen Walking Tour durch die Altstadt anzuschließen, denn jede Tour ist etwas anders und jeder Guide setzt unterschiedliche Schwerpunkte. Diesmal erwischten wir eine ganz schöne Labertasche, sodass es mehr eine Standing- als eine Walkingtour war und wir uns nur langsam vom Fleck bewegten 🙂 Wir verabschiedeten uns deshalb auf halber Strecke und besuchten zum Mittagessen das letzte Restaurant, das noch auf unserer Must-See Liste stand, nämlich das Maitrea.
Sehr zentral gelegen, schön eingerichtet und um die Mittagszeit gerammelt voll war dieses hoch gelobte vegetarisch-vegane Restaurant. Vegane Speisen sind auf der umfangreichen und auch hier asiatisch inspirierten Karte gekennzeichnet. Wir entschieden uns für das Mittagsmenü bestehend aus einer Thai-Kokossuppe mit Aubergine und einem fantastischen Seitangulasch mit Gemüsepommes und für ein Seitan-Gyros mit einer unglaublich leckeren Soße und Mayo, die ich überflüssig fand.Zum Dessert gönnten wir uns noch ein letztes Stück rohen Käsekuchen und einen rohen Strudel.
Das Maitrea serviert bodenständige und günstige Gerichte und ist aus unserer Sicht absolut empfehlenswert. Es ist weniger schick als das EtnosVet und etwas deftiger. Beide Seitangerichte waren phänomenal gut und ich finde dass die richtige Zubereitung von Seitan eine große Kunst ist.
Wir liebten Prag schon vorher aber auf dieser kleinen Reise haben wir uns nochmal ganz neu verliebt. Eine große Überraschung war die boomende Rohkost-Szene und ich ziehe meinen Hut vor den Kuchen-und Tortenkünstlern, die die Stadt mit ihren süßen Cafes bereichern.
Auch wenn wir nicht alles, was wir in Prag probiert haben, überzeugend fanden, ist die Stadt unserer Meinung nach ein Paradies für vegane Urlauber und schon deshalb eine Reise wert. Dazu kommt, dass Prag eine der schönsten Städte in Europa ist und von ganz Deutschland aus gut und günstig zu erreichen.
Wir kommen auf jeden Fall wieder! Vorher erwartet uns aber ein anderes großes Reise-Abenteuer, denn schon übermorgen geht’s für uns drei Wochen nach Vietnam. Auch darüber werde ich berichten 🙂
Über Feedback und eure eigenen Erfahrungen zu Prag freue ich mich sehr!
Cool, danke für den Post und die neue Kategorie! Prag ist auf jeden Fall einen Besuch wert, wenn auch laut einigen Berichten von Bekannten recht touristisch – kannst du das bestätigen? Das letzte Mal war ich vor 15 Jahren dort, es ist sicher nicht vergleichbar damit.
Ich freue mich schon auf den Vietnam-Bericht, Südostasien möchte ich unbedingt noch bereisen, brauch aber erstmal eine Asienpause, da ich die letzten Jahre zuviel Zeit (oder zu anstrengende/eindrucksvolle 😉 ) in China und anderen Ländern verbracht habe. Ein Grund mehr für Trips innerhalb Europas!
Yeah, hätte ich das mal gewusst, bevor ich da war 🙂 Da will ich gleich wieder hin!
Toll, danke für Infos. mich würde interessieren, wieviel Geld braucht man für reine Rohkost für eine Woche in Prag?
LG
gerade habe ich deinen tollen artikel gefunden – da ich bald nach prag reise & und möchte dir von herzen dafür danken! <§
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